Kardinal Schulte Haus

Bensberg, Germany
Photo © Stefan Schilling
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Architects
caspar.schmitzmorkramer
Location
Bensberg, Germany
Year
2015
Client
Erzbistum Köln

Mit 18.000 Quadratmetern Fläche gehört das Kardinal Schulte Haus in Bensberg zu den größten kirchlichen Tagungszentren Deutschlands. Im Rahmen einer Revitalisierung konnte das denkmalgeschützte Gebäude neu gedacht und die Spiritualität zugleich erhalten werden.

Kastanien rauschen, Kies knirscht, einer Burg gleich erhebt sich das Kardinal Schulte Haus über die grünen Wiesen und Dächer Bensbergs. 1926 unter dem einstigen Erzbischof Kölns, Dr. Karl Joseph Schulte, und nach den Plänen des Architekten Bernhard Rotterdam errichtet, erlebte es eine wechselvolle Geschichte. Als Priesterseminar, Kriegs-Lazarett und Sitz der Thomas-Morus-Akademie, bedurfte das heutige Tagungszentrum des Erzbistums Köln schließlich eines grundlegenden Umbaus.

Mit rund 160 Zimmern und rund 2.000 Quadratmeter Konferenzfläche ist das Kardinal Schulte Haus eines der größten kirchlichen Tagungszentren Deutschlands, aber es war in die Jahre gekommen. Um den Bestand grundlegend zu sanieren, setzte das Erzbistum Köln rund 30 Millionen Euro ein. „Wir erhielten die Aufgabe, das denkmalgeschützte Gebäude komplett neu zu durchdenken,“ erzählt Architekt Caspar Schmitz-Morkramer. „Wichtigstes Ziel dabei war, den besinnlichen Spiritus zu erhalten, der für die Anlage so prägend ist.“ Unter dem Arbeitstitel „Der Geist des Hauses“ entstand ein sensibles Gestaltungs- und Raumkonzept, das dem Ort und seiner Mischung aus Ruhe und Kontemplation Rechnung trägt.

Herzstück ist der Innenhof zwischen den mächtigen Mauern des dreistöckigen Gebäudes. Hier legten die Architekten gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten FSWLA einen formal reduzierten Platz an, der die Edith Stein Kapelle aus den 1980er Jahren umgibt. Unter den stattlichen Magnolienbäumen entstand ein ganzjährig stimmungsvoller Ort. „Das Haus sollte wieder eine Verknüpfung von Innen und Außen erfahren,“ erläutert Caspar Schmitz-Morkramer. „Insofern galt ein besonderes Augenmerk der Gestaltung dieses Innenhofes. Ein besonderer Ort, der eine hohe Aufenthaltsqualität bekommen hat und aus dem heraus das Gebäude spürbar wird.

Im äußeren Erscheinungsbild hat sich das Kardinal Schulte Haus kaum merklich verändert, doch im Inneren erwartet den Besucher ein gänzlich neues Haus. Die Lichtgestaltung, eine Königsdisziplin der sakralen Architektur, rückt wieder ins Zentrum. Der früher versteckte Empfangsbereich ist heute großzügig, heller Anlaufpunkt beim Weg durch die umlaufenden Kreuzgewölbe. Die Lichtarchitektur schafft hier gezielt unterschiedliche Effekte. Einerseits durch die großen Fenster und hellen Achsen, dann durch indirekte Beleuchtung, die eine Atmosphäre der Besinnlichkeit erzeugt. Selbst bei der Wahl der Oberflächen achtete man auf die unterschiedlichen Reflexionseigenschaften der Materialien, auf deren Wirkung für Licht und Atmosphäre.

„Wir haben uns für eine zeitlose Handschrift aus hellen Wandflächen und Böden und für Materialien aus Eiche, Naturstein, Parkett, Teppich und Stoff entschieden,“ erläutert Caspar Schmitz-Morkramer. „Die Haptik war für uns von besonderer Bedeutung. Die Materialien strahlen Ruhe und Beständigkeit aus, sind gut anzufassen. Farbe wird nur an wenigen Punkten akzentuiert eingesetzt.“ Auch die Gäste wissen die neuen Räume zu schätzen. „Das Feedback ist sehr positiv,“ berichtet Martin Geiger, Geschäftsführer des Kardinal Schulte Hauses. „Unsere Besucher schätzen sehr, dass die Farben aus den 80er Jahren verschwunden sind und die Materialien nun Wärme und Behaglichkeit vermitteln.“

Auch das Thema Orientierung spielte innerhalb des Gebäudes eine tragende Rolle. „Wir haben zunächst die Funktionen des Hauses analysiert und dann die Grundrissorganisation verändert. Ganz nach dem Motto „form follows function“, erklärt Schmitz-Morkramer. Das Haus erhielt eine neue Raumstruktur. Die Bereiche Hotel, Tagung und Konferenz wurden klar getrennt und so gestaltet, dass sich die Wegeführung heute leicht erschließt. „Die Bündelung der Bereiche war die richtige Entscheidung,“ unterstreicht Martin Geiger. „Beispielsweise stören die Wäschecontainer nicht mehr, die früher durch das Foyer geschoben werden mussten. Die Servicelinien sind klarer strukturiert und für den Gast unsichtbar.“

Ein weiterer zentraler Aspekt des Sanierungskonzeptes war die umfassende
technische und energetische Modernisierung. Die Haustechnik wurde
erneuert, Schallschutz, Lüftung, Beleuchtung und Brandschutz sind auf
dem neuesten Stand. Ein Blockheizkraftwerk und eine Wandheizung tragen
zur besseren Energieeffizienz und Behaglichkeit bei.

Nach gut 20 Jahren Gebrauch mussten auch die Hotelzimmer grundlegend angefasst werden. Die bescheidenen, kleinen Räume, die ebenfalls den Charme der 80er Jahre versprühten, wurden mit neuen Innenwänden, Innendämmung, Wandheizungen und individuell gestalteten Möbeln aus Naturholz versehen. Der kontemplative Charme ist erhalten, aber mit mehr Komfort und Wohnlichkeit ausgestattet. „Hier konnten wir unsere Vielseitigkeit als Architekten unter Beweis stellen. Vom Rohbau über die Möbel bis zum Vorhangstoff haben wir alles neu geplant und speziell für dieses Gebäude entwickelt. Die Stimmung ist hell und freundlich, die klösterliche Anmutung gewünscht,“ so Schmitz-Morkramer.
Das hat sich inzwischen auch positiv auf die Buchungszahlen ausgewirkt. „Ich bin sehr optimistisch, dass dieses Jahr das Beste wird, das wir jemals hatten,“ freut sich Martin Geiger vom Kardinal Schulte Haus. „Wir gewinnen jetzt viele Firmen, die auf uns zukommen und Individualgäste, die das Hotel sehr gut bewerten.“

So wurde das Kardinal Schulte Haus, ein ehemals dunkles Juwel der Vorkriegsmoderne, Beispiel für den sensiblen Umbau eines großen, kirchlichen Tagungsortes. Besucher genießen jetzt die lichtdurchfluteten Aufenthaltsbereiche, Lounge-Ecken, die klaren Zimmer und die Bibliothek. Für sie wird Geist des Hauses greifbar, der von einem großen Maß an Offenheit, Moderne und Gastfreundlichkeit lebt.

Das Projekt stammt aus der gemeinschaftlichen Arbeit von meyerschmitzmorkramer.

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